Idee

Gerold Amanns Burgspiele in der Ruine Jagdberg sind legendär. Was vor gut vierzig Jahren mit dem „Goggalori“ begonnen wurde, fand eine Fortsetzung mit den Werken „Spektakel“, „Apokalypse“ und „Formicula“. Zehn Jahre lang war der Komponist nicht mehr auf der Burg präsent, doch nun kehrt wieder Leben ein. „Die Vögel“ heißt Amanns neuestes szenisches Werk. In der Regie von Brigitta Soraperra und mit der Choreografin Ursula Sabatin soll das Musiktheater im Juli 2014 zur Aufführung gelangen. Isabella Fink übernimmt die Choreinstudierung und –leitung. In bewährter Weise konnte Johannes Rauch wieder als Bühnenbildner gewonnen werden und die Spielgemeinde Schlins rund um Albert Amann ist organisatorisch tätig.

Ein bewährtes Konzept

Hinter dem Musiktheater „Die Vögel“ steht ein seit vielen Jahren erfolgreich praktiziertes Konzept, das Gerold Amann zu einem Vorreiter der Musikvermittlung gemacht hat. Die zugrunde liegende künstlerische Idee verdient eine besondere Beachtung. Überzeugt davon, dass Laien vor allem Gruppenleistungen ausführen können, stellte Gerold Amann dem Profitheater eine alternative Spielart zur Seite. Gruppen − und nicht Einzelpersonen als Hauptdarsteller − sind die Hauptakteure. „Laientheater, das nach den gleichen Regeln wie Profitheater funktioniert, ist das schlechtere Profitheater“, betont der Komponist. „Ich wollte aber ein anderes Theater schaffen und nicht ‚nur’ ein schlechteres Profitheater bieten“. Aus diesem Gedanken entwickelte Gerold Amann wieder ein maßgeschneidertes Werk und kreierte sowohl in künstlerischer als auch in soziokultureller Hinsicht etwas Originäres.

Etwa hundert Mitwirkende sind beteiligt und proben ganz ihren Fähigkeiten entsprechend, auf der Bühne im Chor, in einer Gruppe mit Bewegung oder Perkussion oder hinter den Kulissen als BühnenbauerInnen oder KostümnäherInnen. „Es sind die besonderen Fähigkeiten einzelner Mitwirkender, die wichtig sind“, so Gerold Amann.

Der Weg ist das Ziel

DieVoegel_Proben2014cCBegle01Genau in diesem Anspruch liegt die Kraft, die von den Burgspielen ausgeht. Viele Mitwirkende erarbeiten mit professionell ausgebildeten KünstlerInnen ein zeitgenössisches Werk. Was schon seit Jahren ganz selbstverständlich in Schlins praktiziert wird und gewiss der künstlerischen Weitsicht Gerold Amanns  zu verdanken ist, ist in der Diskussion um Kunst- und Kulturvermittlung ein höchst aktuelles Thema. In der Mischform von Konzept und Komposition entstehen keine reproduzierbaren Werke. Die Werkgestalt ist der einmalige, an regionale Bedingungen gebundene Aufführungsprozess. Die Erarbeitungs- und Einstudierungsphase als Zusammenarbeit von Komponisten, Musiker und interessierten Menschen – ein künstlerischer Lernprozess und menschlicher Austausch ohnegleichen – bildet das Zentrum, ist mindestens ebenso wichtig wie die Aufführung selbst.

Neubearbeitung

DSC 3950Unter der Leitung von Gerold Amann wurde das  Musiktheater „Die Vögel“ im Kulturzentrum „Hermannshof“, nahe Hannover 2012, erstmals in konzertant-szenischer Form zur Aufführung gebracht. Resultierend aus den Erfahrungen dort und nun exakt zugeschnitten auf die Bedingungen, die die Burgruine Jagdberg stellt, ist eine Neufassung des Werkes entstanden, die im Juli 2014 realisiert wurde.