Spielgemeinde Jagdberg

Vorstand2015„Die Vögel“ ist die aktuelle Musiktheaterproduktion der Spielgemeinde Jagdberg. Der Verein wurde 1950 als „Spielgemeinde Schlins“ gegründet und hat 65 Jahre später seinen Namen in „Spielgemeinde Jagdberg“ geändert. Damit wird eine Entwicklung nachgezeichnet – nämlich jene von einem Dorfverein hin zu einem Verein, dessen Projekte weit über die Dorfgrenzen hinaus reichen. Geändert haben sich im Jahr 2015 auch die Vorstandsmitglieder, der alte Vorstand unter Obmann Albert Amann hat die Aufgaben in neue Hände gelegt. Vereinsobmann ist Albert Rauch, Ruth Gassner fungiert als Stellvertreterin, das Amt der Kassierin hält Anja Burtscher inne und die Aufgaben der Schriftführerin hat Patricia Begle übernommen. Dem Vorstand zur Seite stehen Johannes Rauch als Beirat sowie Thomas Soraperra als Rechnungsprüfer.

Zur Vereinsgeschichte

Im Sommer 1949 fanden mit „Dr.Faust“ die ersten Freilichtspiele in der Ruine Jagdberg in Schlins statt. Das ganze Dorf hatte sich zusammengefunden, um mit vereinter Kraft der Region Walgau ein Sommerspektakel mit überregionaler Strahlkraft und dem Dorf – mittels der Einnahmen aus den Spielen – neue Kirchenglocken zu schenken, da die alten im Zweiten Weltkrieg zu Kriegszwecken abgeliefert worden waren. Die ersten Spiele waren ein Erfolg auf allen Ebenen und so wurde beschlossen, zukünftigen Veranstaltungen in Schlins einen Trägerverein zu geben und die „Spielgemeinde Schlins“ zu gründen.

Am 11. Juni 1950 erfolgte die Gründungsversammlung. Der Zweck des Vereins bestand in der Pflege des Laienspiels und hatte von Anfang an einen hohen künstlerischen Anspruch was Stückauswahl, Umsetzung und die professionelle künstlerische Leitung betraf. Darüber hinaus wurde festgelegt, dass sich der Verein für die Erhaltung der Burgruine Jagdberg einzusetzen hatte. In seinen Anfängen war die ordentliche Mitgliedschaft ausschliesslich in Schlins und Röns wohnhaften Personen vorbehalten, was in späteren Jahren aufgehoben wurde. Die Führung des Vereins erfolgte durch den Verwaltungs-, Kultur- und Hauptausschuss sowie durch die Hauptversammlung.

Aufgrund dringender Sanierungsarbeiten der Ruine Jagdberg erfolgten die zweiten Spiele erst im Sommer 1955. Es wurde eine Neuinszenierung von „Dr. Faust“ gezeigt, die erstmals auch von öffentlicher Hand unterstützt wurde (Gemeinde Schlins, Land Vorarlberg) und bei der ca. 120 Leute vor und hinter der Bühne pro Aufführung beteiligt waren.

Aufgrund des enormen Aufwandes fanden trotz anderer Bestrebungen erst 1959 die nächsten Spiele statt. Das „Nachfolge-Christi-Spiel“ von Max Mell beinhaltete erstmals eine größere Anzahl Sprechrollen (44, darunter 10 für Frauen) und prägte damit einen Kerngedanken für die Spiele der späteren Jahre: die Gruppe respektive der Chor als Hauptprotagonist. Trotz des großen Erfolgs dieser Inszenierung war die Spielgemeinde Schlins bis in die 1970er Jahre nicht mehr aktiv. Immer wieder scheiterten Vorhaben an finanziellen oder personellen Engpässen.

Erst mit dem in Schlins wohnhaften Komponisten Gerold Amann bekam die Schlinser Spielgemeinde ein aktives Mitglied, das die Tradition wieder aufleben lassen wollte. Amanns extra für die Ruine Jagdberg komponierten Musiktheater, die den Laienchor ins Zentrum stellen, sind von Anfang an legendär und spektakulär. Experimentelles Musiktheater mit Laien? Trotz anfänglicher Skepsis wurde die Spielgemeinde unter Bürgermeister Elmar Kalb 1973 wieder aktiviert, und der Erfolg strafte auch die anfänglichen Skeptiker Lügen. „Goggalori“ (1973/74), und „Spektakel“ (1977/78), unter der Regie von Anton Reitzenstein, wurden jeweils zwei Sommer lang höchst erfolgreich gespielt und vom ORF fürs Fernsehen aufgezeichnet. Es ist verständlich, dass ein so komprimierter Spielbetrieb für die Spielgemeinde Schlins, die aus lauter ehrenamtlichen Mitarbeitenden besteht, welche voll berufstätig sind und die Spiele durch Arbeit in ihrer Freizeit ermöglichen, ein gewaltiger Kraftakt ist. Deshalb verstehen sich die langen Pausen zwischen den Spielen von selbst. 1990 und 1992 folgte von Gerold Amann/Michael Köhlmeier die „Apokalypse“ nach der Offenbarung des Johannes. 1997 zeigte man „Feen und Gespenster“, das – um die Mitwirkenden aus der Region zu entlasten – mit russischen Künstlerinnen und Künstlern umgesetzt wurde. 1999 gelangte mit „Das Geheimnis der Farben“ der Komponisten Hildegard Großsteiner und Franz Stachniss erstmals ein Musical und erneut eine Produktion, die nicht unter der Leitung von Gerold Amann stand, zur Aufführung. Diese „Fremdproduktion“ war von Anfang an umstritten und so konnte 2003 Gerold wieder gewonnen werden, der mit „Formicula “sicher das experimentellste und künstlerisch reizvollste seiner Musiktheater konzipierte. Für dieses Stück über das Leben von (befeindeten) Ameisenstaaten arbeitete er eng mit dem Komponisten Gerald Futscher zusammen.

Im Frühjahr 2013 entstand die Idee, ein bereits bestehendes Stück von Gerold Amann – „Die Vögel“ – auf der Burg zu inszenieren. Im Herbst nahm der Verein seine Tätigkeit wieder offiziell auf und konnte für das Stück das Künstlerinnenteam von „Formicula“ gewinnen. Über hundert Mitwirkende aus dem ganzen Land belebten dann im Juli 2014 die Burgbühne und ließen das Stück, das auf ein Werk von Aristophanes basiert, lebendig werden. Es wurde ein voller Erfolg.

Spiele auf der Ruine Jagdberg

  • 1949/1955 „Dr. Faust“ – Volksschauspiel von Friedrich Brutschin (Regie: Eugen Andergassen) 1959 „Nachfolge-Christi-Spiel“ von Max Mell (Regie: Fidel Schurig)
  • 1973/74 „Goggalori“ von Gerold Amann (Regie: Anton Reitzenstein)
  • 1977/78 „Spektakel“ “ von Gerold Amann (Regie: Anton Reitzenstein)
  • 1990/1992 „Apokalypse“ nach der Offenbarung des Johannes von Gerold Amann (Regie: Augustin Jagg)
  • 1997 „Feen und Gespenster“ – Kompositionen von P.I. Tschaikowsky, J. Strauss u.a., musikalische Arrangements: Josef und Gerold Amann (Regie: Askold A. Konovich)
  • 1999 „Das Geheimnis der Farben“ von Hildegard Grosssteiner und Franz Stachniss, Text: Norbert Leo Müller (Regie: Oliver Metzler)
  • 2003 „Formicula/Ameisenstaaten“ von Gerold Amann und Gerald Futscher (Regie: Brigitta Soraperra)
  • 2014 „Die Vögel“ von Gerold Amann (Regie: Brigitta Soraperra)